Vitamin-B12-Mangel: Therapie und Vorbeugung
Eine Vitamin-B12-reiche Ernährung ist die Basis für eine gute Versorgung. Doch in bestimmten Fällen reicht das allein nicht aus, um die Versorgung sicherzustellen.
Eine Unterversorgung wird häufig erst spät erkannt
Die Vitamin-B12-Reservespeicher im Körper sind relativ groß (2 bis 5 Milligramm). Daher entwickelt sich ein Mangel bei zuvor aufgefüllten Speichern meist schleichend. Bis sich erste Symptome bemerkbar machen, können Jahre vergehen. Bei fortschreitender Entleerung der Speicher kann es jedoch bereits zu Störungen im Stoffwechsel kommen. Ein weiteres Problem: Viele Symptome eines Vitamin-B12-Mangels wie Müdigkeit, Antriebsschwäche, Blässe, Haarausfall oder Konzentrationsprobleme sind unspezifisch und lassen sich daher oft nur schwer zuordnen.
Eine frühzeitige Diagnose und Behandlung sind allerdings wichtig, da ein Vitamin-B12-Mangel zu bleibenden neurologischen Schäden führen und durch einen Anstieg der Homocystein-Werte im Blut auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Demenz erhöhen kann.
Wichtig: Vor allem die typischen Risikogruppen sollten ihre Vitamin-B12-Versorgung genau im Blick behalten und ggf. mit ihrem Arzt die notwendigen Maßnahmen besprechen.
Vitamin-B12-Zufuhr über die Nahrung: Nicht immer ausreichend
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt gesunden Erwachsenen eine tägliche Zufuhr von 4 Mikrogramm Vitamin B12 pro Tag. Die Ergebnisse der Nationalen Verzehrsstudie (2008) vom Max-Rubner-Institut zeigen, dass dieser Zielwert nicht immer erreicht wird:
- 8 Prozent der Männer erreichen die empfohlene tägliche Zufuhr nicht.
- 26 Prozent der Frauen erreichen die empfohlene tägliche Zufuhr nicht. In der Altersgruppe von 14-24 Jahren sind es sogar 33 Prozent.
Gut zu wissen: Wenn die Aufnahme von Vitamin B12 unterhalb der empfohlenen Zufuhr liegt, heißt das nicht, dass bereits ein „echter“ Vitamin-B12-Mangel vorliegt. Eine chronische Unterversorgung kann jedoch zu einem Vitamin-B12-Mangel mit entsprechenden Symptomen führen.
Wann sind Vitamin-B12-Präparate sinnvoll oder sogar notwendig?
Diätetische Maßnahmen alleine reichen manchmal nicht aus, um die Versorgung sicherzustellen – oder sie sind schlichtweg nicht umzusetzen. Vor allem in folgenden Fällen werden daher in aller Regel geeignete Vitamin-B12-Präparate empfohlen:
- Bei Veganern oder Vegetariern: Da Veganer vollständig auf den Verzehr von Lebensmitteln tierischen Ursprungs verzichten, muss die Versorgung mit Vitamin B12 über entsprechende Vitamin-B12-Präparate erfolgen. Auch bei Vegetariern kann die Einnahme mitunter sinnvoll oder sogar notwendig sein, um eine bedarfsdeckende Versorgung sicherzustellen.
- Bei alters- oder krankheitsbedingten Aufnahmestörungen von Vitamin B12 im Darm: Weil die Aufnahme von Vitamin B12 im Darm in diesen Fällen beeinträchtigt ist, kann es trotz Vitamin-B12-reicher Ernährung zu einer Unterversorgung kommen. Auch bestimmte Medikamente wie zum Beispiel Protonenpumpenhemmer, Antazida und ausgewählte Antidiabetika können die B12-Aufnahme in den Körper reduzieren.
- Bei länger bestehendem Vitamin B12-Mangel: Um eine Normalisierung der Blutwerte zu erreichen und die Speicher aufzufüllen, ist eine gezielte und langfristige Hochdosistherapie erforderlich.
- In Schwangerschaft und Stillzeit: In diesen Lebensphasen steigt der Vitamin-B12-Bedarf an, sodass bei veganer Ernährung unbedingt B12-Präparate zum Einsatz kommen müssen. Auch bei vegetarischer Kost kann dies sinnvoll sein, sprechen Sie dazu mit Ihrem Gynäkologen.
Vitamin-B12-Präparate: Versorgung gezielt verbessern
Eine sogenannte Vitamin-B12-Supplementation, also die Zufuhr von Vitamin B12 über geeignete Präparate, kann vorbeugend oder therapeutisch erfolgen.
- Bei Risikogruppen wie Veganern, Senioren oder chronisch Kranken werden Vitamin-B12-Präparate in der Regel vorbeugend eingenommen, um die Versorgung sicherzustellen.
- Besteht bereits ein Vitamin-B12-Mangel, ist eine therapeutische Verabreichung erforderlich.
Vitamin-B12-Präparate zum Einnehmen stehen in verschiedenen Dosierungen und Darreichungsformen zur Verfügung, die in der Regel langfristig angewendet werden, sozusagen als „Vitamin-B12-Kur“:
- Vitamin B12 Kapseln, Tabletten oder Dragees
- Vitamin B12 Trinkampullen
- Vitamin B12 Tropfen
- Vitamin B12 Lutschtabletten
- Vitamin B12 Pulver
Neben Nahrungsergänzungsmitteln, die in der Regel geringere Vitamin-B12-Mengen enthalten, stehen auch Arzneimittel mit höheren Vitamin-B12-Konzentrationen zur Verfügung. Zur Anfangsbehandlung von schweren Mangelzuständen kann mitunter auch eine regelmäßige Vitamin-B12-Injektion (Verabreichung per Spritze) über einen gewissen Zeitraum erfolgen.
Vitamin B12 hochdosiert – warum?
Eine Hochdosistherapie mit Vitamin-B12-Präparaten zum Einnehmen erfolgt in der Regel mit Dosierungen von 500 bis mehreren Tausend Mikrogramm pro Tag. Vor allem dann, wenn die Speicher rasch wieder aufgefüllt werden sollen oder wenn etwa Aufnahmestörungen im Darm dazu führen, dass nicht ausreichend Vitamin B12 im Körper ankommt, ist diese „Viel hilft viel“-Strategie notwendig. Ziel der Hochdosistherapie ist es, eine Steigerung der der passiven Vitamin-B12-Aufnahme im Darm zu erreichend. Das bedeutet, dass das Vitamin unter diesen Bedingungen ohne Zuhilfenahme des sogenannten Intrinsic-Factor vom Darminneren in die Darmzelle wandern kann („diffundiert“). Auf diese Weise wird sichergestellt, dass genügend Vitamin B12 im Körper ankommt, selbst wenn der Intrinsic Factor nicht in ausreichender Menge zur Verfügung steht oder ganz fehlt, wie das zum Beispiel im fortgeschrittenen Alter oder bei bestimmten Erkrankungen häufig der Fall ist.
Zum Hintergrund: Für die Aufnahme von Vitamin B12 durch die Darmschleimhaut in die Blutbahn stehen dem Körper zwei Wege zur Verfügung:
- Die aktive Aufnahme erfolgt über ein spezielles Transport-Protein, den sogenannten Intrinsic-Factor: Dazu wird Vitamin B12 an den Intrinsic-Factor gebunden und so in die Zellen der Darmwand aufgenommen. Dieser Weg ist sehr effektiv, aber auch anfällig für alters-, krankheits- oder arzneimittelbedingte Störungen.
- Die passive Aufnahme erfolgt per Diffusion: Vitamin B12 gelangt quasi von allein durch die Darmwand hindurch ins Blut. Dieser Weg ist zwar deutlich weniger effektiv als jener über den Intrinsic-Factor – bei einer entsprechend hohen Vitamin-B12-Zufuhr kann so jedoch auch ohne das Transport-Protein ausreichend Vitamin B12 aus dem Darm in den Körper aufgenommen werden.
Vitamin-B12-Versorgung verbessern: Tipps
- Vitamin-B12-Mangel: Überblick
- Symptome und Folgen
- Ursachen
- Risikogruppen
- Behandlung und Vorbeugung
- Hilfe aus der Apotheke